Sonderausstellung in Lenzburg 2020–2021

Eine kulturhistorische Ausstellung mit vielfältigem Rahmenprogramm rund um Sauberkeit, Reinlichkeit und Reinheit.

Die Sonderausstellung dauerte von März 2020 bis Dezember 2021. Ironischerweise musste die Eröffnung von «Saubere Sache» im März pandemiebedingt und mehrere Monate verschoben werden.

Das Museum Burghalde traf mit seinen neuen Ausstellungen rund um Sauberkeit und Hygiene den Nerv der Zeit. Die stets omnipräsenten Themen treiben unsere Gesellschaft stark um und wollen hinterfragt werden. Unabhängig von der aktuellen Situation beherrscht die Sauberkeit unseren Alltag und prägt selbst unsere Sprache. Denken wir an die geflügelten Worte «Mit allen Wassern gewaschen sein», «eine weisse Weste haben» und «seine Hände in Unschuld waschen».

Kulturhistorische Ausstellung rund um Seifen

In der ehemaligen Seifenfabrik Lenzburg öffnete eine aktuelle Sonderausstellung die Türen zur faszinierenden Welt der Seifen. In der Ausstellung wurde Sauberkeit in der grauen Vorzeit bis in die nanotechnologische Forschung, die auf Reinigung ganz ohne Seife setzt, erklärt.



Die Geschichte der Lenzburger Seifenfabrik


Ein weiterer Fokus der Ausstellung lag auf der Geschichte der Savonnerie Lenzbourg, 1857 vom Lenzburger Johann Rudolf Ringier gegründet. Während beinahe 130 Jahren produzierte man Kernseifen, hochwertige Körperseifen, Waschpulver und Flocken. Perlen aus dem Firmenarchiv sind sicherlich die historischen Fotos, Filmaufnahmen und Objekte, die Einblick in die damaligen Produktionsprozesse geben. Eine 100 jährige Seifenpressmaschine aus dem ehemaligen Fabrikationsgebäude dürfte Technikfans begeistern. Ein spektakuläres Ende nimmt die «Seifi»-Ära im Jahr 1983, als die Fabrikgebäude bis auf eines durch die militärische Sprengaktion «Operation Feuervogel» dem Erdboden gleichgemacht wurden. 



Seifenlabor mit Nanotechnologie


In Kooperation mit dem Swiss Nanoscience Institut der Universität Basel ist für die kleinen und grossen Besucher ein Seifenlabor entstanden – ein Ort zum Ausprobieren und Experimentieren. Angeleitet von Professor Wiesel, dem Maskottchen des Museums, konnten von Klein und Gross physikalische Aspekte von Sauberkeit untersucht und eigene Seifenkreationen hergestellt werden. Garantiert war ein erlebnis- und erkenntnisreicher Besuch und durchweg e suberi Sach.

Plakatausstellung

Ikonen der Plakatwerbung aus 125 Jahren Grafikdesign waren im Ausstellungsfenster «…wäscht weisser» zu bestaunen. Wer erinnert sich nicht an die einprägsamen Motive und Sprüche von Marken wie Persil, VIM, Mettler und Co. Die herausragenden Druckerzeugnisse im Weltformat sind gleichzeitig ein Teil einer Ausstellungsreihe zu historischen Industrieplakaten, organisiert vom Projektpartner «FormatF4.»


Im Rahmen des Industriekulturjahres wurden zu Industrieplakaten verschiedene Führungen und Sammlungsbesichtigungen angeboten: www.industrieplakate.ch


Seifenkistenrennen

Was wäre ein Veranstaltungsprogramm, das sich gewaschen hat, ohne ein echtes Seifenkistenrennen. Neben Workshops im Seifenlabor für Erwachsene und Schulklassen, Expertenvorträgen zu den Werbeplakaten im Weltformat und kulturhistorischen Führungen war im August des Eröffnungsjahres 2020 ein Seifenkistenrennen geplant. Pandemiebedingt musste dies jedoch abgesagt und um ein Jahr verschoeben werden. In der Ausstellung war ein Prachtexemplar von Seifenkiste zu bestaunen. Wer gerne wieder einmal in die Kindheit zurückversetzt werden wollte, durfte sich in die Seifenkiste setzen und über den gezeigten schwarz/weiss-Film «Boliden» (Filmregie Walter Feistle) aus den 1990er Jahren herzhaft lachen.


Pop Up-Ausstellung im Ikonenmuseum


Im angegliederten Ikonenmuseum ging es schliesslich um den sakralen Aspekt von Reinheit – nämlich in der Gegenüberstellung der russischen Heiligenbilder und den Industriestahl-Skulpturen des Schweizer Künstlers James Licini (*1939). Seit den 70er Jahren gehörte Licini zu den prägenden Stahlbauern. Das Ikonenmuseum nahm unter dem Aspekt seiner beeindruckenden Ikonensammlung Licinis plastische Abstraktionen zum Anlass, der Tradition der russischen Ikone einige ausgewählte Arbeiten gegenüberzustellen. Denn sowohl die russischen Heiligenbilder als auch Licinis Werke repräsentieren in ihrer reinen Form die unablässige Suche nach der Öffnung neuer geistiger Räume jenseits des eigentlich Sichtbaren.


Steinfels - Vom Henker zum Sieder. Pop Up-Ausstellung in der Seifi.

Als 1990 die inzwischen nach Hallwyl verlegte Seifenfabrik Lenzburg an die Zürcher Seifenfabrik Steinfels veräussert wurde, bedeutete dies das Ende einer Ära. Im Zuge des Themenjahres rund um Sauberkeit und Hygiene gelangte nach 30 Jahren eine historisch wertvolle Etikettensammlung mit Exemplaren der letzten 80 Jahre wieder in den Besitz des Museum Burghalde. Die schönsten Drucke waren ab 04.07.2021 bis am 30.06.2022 im Forum des Museum Burghalde zu sehen. Aus dem Nachlass der Steinfels-Fabrik konnten herausragende Originalplakate, Pulverschachteln und Marken- und Werbeartikel der vergangenen über 100 Jahre vorgestellt werden (03.10.–30.12.2021). Der Zugang war über die Sonderausstellung «Saubere Sache» möglich.


Industriekultur im Kanton Aargau


Das Themenjahr mit den Ausstellungen und Veranstaltungen rund um Seifenindustrie und Industriestahl entstand im Rahmen des kantonalen Themenjahres #ZeitsprungIndustrie, welches dem reichen industriellen Erbe einen gesteigerten und bleibenden Wert in der Gesellschaft verschaffen will. Über 40 Projektpartner aus Bildung, Industrie und Kultur haben ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm erarbeitet, wobei Schlaglichter auf die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft des Industriestandorts Aargau geworfen werden. Weitergeführt wird etwa die jährlich stattfindende «Helle Nacht», wo im ganzen Kanton Häuser aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Industrie mit einem vielfältigen Angebot einladen.

> Presseberichte über die «Saubere Sache»
> Zur Website des Museum Burghalde